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Drebber 2016

17.05.2016

Drebber - Die Musik kommt. Und wenn sie in Mariendrebber kommt, dann kommt sie ganz gewaltig daher, und zwar in Premium-Qualität. Mit Superlativen sollte tunlichst sparsam umgegangen werden. Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Und in dieser Kategorie – also Ausnahmen – ist das Niedersachsen Sound Orchester (NSO) aus Bösel im Landkreis Cloppenburg anzusiedeln. Schon im vergangenen Jahr schwärmten die Besucher von einer „Musik vom anderen Stern“. Eine Steigerung hielten sie kaum für möglich – bis Pfingstmontag.

Die Böseler traten zum wiederholten Mal beim musikalischen Frühschoppen im Rahmen des Schützenfestes des Schützenvereins Drebber von 1900 auf und verdienten sich – wenn Noten zu vergeben wären – eine „Eins Plus“. Besser geht es einfach nicht! So sah das auch Renate Wahlers aus Barnstorf, deren Musik begeisterter Mann Bernd, sonst ein eher ruhiger Typ, kurz vor dem Ausflippen war. „Herzlichen Glückwunsch. So ein schönes Konzert,“ herzte sie einen der Musiker aus Bösel. Eberhardt Kunst, ebenfalls aus Barnstorf und gestandener Musiker der Original Huntetaler, die am 24. Juli im Barnstorfer Umwelt-Erlebnis-Zentrum (BUEZ) ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum feiern, war ebenfalls von den Socken: „Echt Spitze!“

Das vergrößerte Festzelt war beim Frühschoppen rappeldicke voll. Schon im Vorverkauf waren für das Konzert 250 Karten abgesetzt worden. Das Publikum wurde nicht enttäuscht. Nach dem Opening der Böseler mit „Let Me Entertain You“ von Robbie Williams, was so viel heißt wie „Kommt, und lasst euch von mir unterhalten“, freute sich Schützenpräsident Rainer Mahnke über ein rappeldicke volles Haus. Er hieß die Gäste aus Bösel und vor allem die neuen Majestäten willkommen.

Drebbers Bürgermeister Friedrich Iven blickte in einer launigen Ansprache auf tolle Schützenfesttage zurück. Dabei konnte isch der SPD-Mann einige Spitzen gegen seinen Freund, den „schwarzen Bruder“ Theo Amelung (CDU), nicht ganz verkneifen: „Hier sind mehr Leute im Zelt als Drentwede Einwohner hat.“ Iven klopfte sich auch selbst auf die Schulter, weil „seine“ Bayern die besten seien – und das auf Lebzeiten. Er quälte sich dann noch ein Kompliment für die Werderaner raus und verkündete, sich über das Tor in der 88. Minute und den Verbleib in der Fußball-Bundesliga gefreut zu haben. Nun, überzeugend klang das nicht. Allerdings sollten die Bürger bei der Kommunalwahl im September schon mal genauer hinschauen, wer für sie – um beim Fußball zu bleiben – aufläuft.

Doch dieser Frühschoppen ist bekanntlich kein Forum für Reden. Hier hat die Musik das Sagen – und die präsentierte sich sogleich mit einem der schönsten Werke des tschechischen Komponisten Julius Fucik, mit dem Florentiner Marsch. In geradezu atemberaubendem Tempo erwiesen die Böseler lebenden wie toten Pop, Rock-, Blues-, Marsch- und anderen Größen ihre Reverenz. Ob Glenn Miller, Michael Jackson, Udo Jürgens, die Blues Brothers, Joe Cocker, Abba, Wolfgang Petry, James Last, die Beatles: Alles perfekt von dem Orchester inszeniert, wie nicht anders zu erwarten.

Dieses Feuerwerk der guten Laune – mit durchaus auch besinnlichen Tönen, die für Gänsehaut sorgten – riss die Besucher von den Sitzen. Bei den „Alten Kameraden“, einem der populärsten und meistgespielten deutschen Militärmärsche, übergab Chefdirigent Heinrich Lübben den Taktstock an die neue Schützenkönigin Sylvia Johnson. Sie hatte die Musiker voll im Griff, alle tanzten sozusagen nach ihrer Pfeife. Kaum zu glauben: Als 1889 der Militärmusiker Carl Teike in Ulm die Noten dieses Marsches vorlegte, soll der vorgesetzte Kapellmeister seinem Untergebenen damals gesagt haben: „Märsche haben wir genug, den werfen sie mal in den Ofen.“

Jürgern Eckert, ehemaliger Präsident des Schützenvereins Drebber von 1900, dem ganz wesentlich die Kontakte zu den Böselern zu verdanken sind, bekam auch sein Fett weg beziehungsweise ein eigenes Lied: „Geh mal Bier holen, ein, zwei Bier.“ Der Ex ließ sich nicht lumpen. Prost! Die Solisten – singend, musizierend und tanzend – die Moderatoren Thorsten Lager, Corvin Linke sowie Stefan Lübben, die humorvoll durchs Programm führten, das Equipment – die Technik – kurzum Mann und Maus vom Niedersachsen Sound Orchester Bösel präsentierten sich als Einheit, als eine große Familie mit einer ganz, ganz großen Leidenschaft – der Musik.

  

Da passte der Wolfgang-Petri-Titel „Das ist Wahnsinn“ wie die Faust aufs Auge; denn das Konzert mit mehreren Zugaben war wirklich heller Wahnsinn. Fortsetzung folgt Pfingstmontag 2017. Der entsprechende Vertrag sei unterschrieben, verriet – die Tinte war noch nicht getrocknet - Schützenpräsident Rainer Mahnke. Nicht auszuschließen, dass Festwirt Uwe Heuer dann noch ein größeres Zelt aufstellen muss. rdu

Quelle: www.kreiszeitung.de / Reinhold Dufner

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