Friesoythe (pi) – Das muss man erst mal hinkriegen: Ein wahrhaftes Feuerwerk swingender Musik mit der Leichtigkeit einer gut eingespielten Formation, die da im doppelten Wortsinn spielend den Bogen schlägt vom Florentiner Marsch aus dem Jahre 1907 zu Led Zeppelins Rockballade Stairway to heaven. Damit betraten Thorsten Lager (Gesang) und Christoph Bruns (Gitarre) quasi heiligen Boden, mit wunderschönen Anfangsakkorden, dem berühmten Gitarrensolo und dem Riff als Ausklang, der Jimmy Page alle Ehre gemacht hätte.
Mit zwei hinreißenden Galaabenden begeisterte das Böseler Niedersachsen-Sound Orchester (NSO) im ausverkauften Forum Friesoythe, Konzerte der Sonderklasse mit einer kurzweiligen Melange aus Swing-Rock- und Bluesklassikern, aber auch aus Zeiten von Schlagerparade und Schlaghosen. Nun wissen wir es: Das NSO kann Elefanten zum Tanzen bringen! Und sie ließen es krachen, inklusive kleinem Feuerwerk und Lasershow.
Die Moderation kam launig erneut von Wolfgang Engelmann. Das Orchester verstand es, einen Spannungsbogen über drei Stunden zu halten. Der alles war geprägt von seinem Dirigenten Heinrich Lübben, der den Musikern den richtigen Schliff verpasste. Was Lob verdient und worauf Lübben Wert legt: Auch in Zeiten digitaler Tricks war jedes Saxophon-Röhren, jedes Klarinettentirilieren, jedes kehlige Vibrato echt, kam, wie selbstverständlich, aus den Instrumenten und von den Stimmbändern, ehrliche, gute Musikantenleistungen. Lübbens Verdienst ist es, ein Ensemble auf Harmonie zu bringen, ohne die Solofähigkeit der Musiker zu vernachlässigen, die ihre Klasse unter Beweis stellen konnten. Da durften sich Timo Tapken sowie Stefan und Andreas Lübben an der Trompete und Hennig Kock an der Posaune verausgaben, bis ihnen vor Anstrengung und Konzentration schier die Backen platzten, da setzten Verena Seppel am Keyboard, Meike Lübben und Lena Gardewin mit der Querflöte und Eva Robke mit butterweichem Klarinettenklang zartere Kontrapunkte und da rockte Cristoph Bruns mit seiner Gitarre das Forum. Und der Bläsersatz Dirk Nienaber (Euphonium), Meike Norrenbrock (Flügelhorn) und Corvin Linke (Es-Saxophon) ließ das Publikum swingen. Linke gab zudem als Tribute an den leichtfüßigen Megastar Michael Jackson den Moonwalk mit der Biegsamkeit einer Gummifigur. Mit reflektierenden Hütchen auf dem Kopf dann das fulminante Schlagzeug-Solo von Oliver Oltmann und Andreas Lübben, rasend schnell, voller Rhythmuswechsel wie entfesselt klopfend mit den Trommelschlegeln. Um die Zukunft des NSO muss einem nicht bange werden: Jennifer Kock präsentierte die NSO-Kids und The next Generation mit großem Selbstbewusstsein. Der NSO-Sänger Thorsten Lager kann auch leise. Er sang eine stille Hommage an sein jüngst geborenes Baby, Mein Kind, arrangiert von den NSO-Musikern Verena Seppel und Henning Kock. Laut dagegen kann auch Sängerin Jessica Wetjen, die das mit I'm so exited von den Pointer Sisters hören ließ und mit Hey Jude von den Beatles den Schlusspunkt des Abends mit Thorsten Lager einleitete. Bei diesem furiosen Finale hielt es niemand mehr auf den Sitzen, lang anhaltender Beifall dankte für fetzige Musik und eine schmissige Show.
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